Daisy Garner '21 | Kurzgeschichte: Ein einsamer Spaziergang

Ein einsamer Spaziergang, oder ein Spaziergang allein. Jeden Tag. Eine Stunde. Zwei Stunden. Drei Stunden. Immer kalt. Eine dicke, schwarze Jacke. Kopfhörer. Turnschuhe. Wasserflasche mit Sprudelwasser. Schließ die Fenster, vor du verlässt. Bye! 


Rosige Wangen, geflochtenes Haar. Sommersprossen immer noch. Das bin ich. Mürrisch oder begeistert. Es gibt keinen Mittelweg. 


Links, links, rechts, und meine Füße wackeln auf abgenutzten Ziegeln. Ich glaube, dass ich dünner werde; älter, dünner, dummer. 


Und drinnen. Der Laden mit dem hellen, orangen Schild. Er glüht in der Nacht. Ich weiß schon, was ich will: ein süßes, billiges Brötchen. Das, mit dem Zimt. Ja, danke. Ich lächle, um nett auszusehen. 


Woher kommen Sie? Rate mal. 


Und ich will dieses Gespräch kurz. Wenn ich allein bin, bin ich nicht in der Stimmung, mit Fremden zu sprechen. 


Und du. Sieh mich bitte nicht ansehe ich amerikanisch aus? Glaubst du, dass ich exotisch bin? Denkst du, dass ich eine tobende Kapitalistin bin? Eine exotische, tobende Kapitalistin? 


Agh, vielleicht sollte ich mich mehr schminken. Ich spüre jedes Auge auf mich. (In der Realität, bin ich ihnen egal. Vielleicht Paranoia ist für das Ego.)


Und erjeden Tag ist er hier. Lächel. Ich erkenne dich—erkennst du mich? 


Keine Zeit mehr zum Starren. Meine schlechte Angewohnheit.  


Zurück zur Realität. Realität ist diese alte Frau, die mein Brötchen hält. 


Danke...Tschüss! 


Ein großer Biss, und es gibt nichts wie dieser Nachtisch. Süßer, warmer, feuchter Nachtisch. Ich hab dich Lieb...nein, ich liebe dich! Ich halte mich ein und esse. Ich brauche diese Energie, denn ich überquere diesen ganzen Stadtteil. 


Wieder draußen. 


Ein schnelles Tempo. Ich gehe an Bänken, Banken und der Arztpraxis vorbei. Mein Lieblingsort, wo Eis verkauft wird. Ich liebe Stracciatella. Der leere Nachtclub. Ich liebe diese Stelle. 25 Cent Bier! Ich sollte meinen Freunden schreiben. 


Ich habe Zeit nachzudenken. Mein englischer Hafen ist in meinem Kopf. 


Ich liebe eine neue Sprache zu lernen, aber ich fühle mich als ob ich mir nur ein ,,Oberflächen—Niveau” zeigen kann. Was ich gerne esse. Was ich heute gemacht habe. Wo ich hingehe. Was ich hasse. Ob ich müde bin. Aber warum 1984 mein Lieblingsbuch ist, die verschiedenen Arten von Liebe und wieso ich meine politischen Überzeugungen habesie sind meine Geheimnisse. Sprache ist so komplex und mehr als Vokabeln. 


Ich denke an Liebe, Beziehungen, Uni. Die Dreierwette. Und was mache ich nächstes Jahr? Ich will Irland besuchen. Mein Bankkonto sagt nein. Immer ein Streit. 


Das ist eine einfache Frage im Vergleich zu wie will ich meine Zukunft? Ich suche nach Inspiration. Das alte, gleiche Gebäude, offene Vorhänge und ich bin eine Spionin. Wer will ich sein? 


Ich will ihr Leben: erledigt mit der Arbeit um 3, zuhause mit Freunden und Keksen auf dem Holztisch um 4. Grüne, handgemachte Vorhänge. Pflanzen. Ist es unweltlich? Ja, aber Unwissenheit ist Glückseligkeit, und das Gegenteil ist auch der Fall. 


Aber das gleiche jeden Tag? Ich würde spinnen. 


Oder vielleicht will ich leben wie er lebt. Er sitzt im kostspieligen Auto. Sonnenbrille. Ich bin sicher, dass er in der Stadt arbeitet. Bankier? Arzt? Irgendwer schicker. Mächtig.   


Zwei Optionen. 


Ich laufe immer noch und fast bin ich im Park. Alle sind in der Schule oder bei der Arbeit. Vielleicht werde ich ein altes Ehepaar oder eine Mutter mit ihrem Kind sehen, aber ich bin oft allein. 


Manchmal läuft die Sonne mit mir, aber es gibt keine Garantie. Hallo, Sonne. Auf Wiedersehen, Sonne. Vielleicht darum fühle ich mich depressiv. 


Der Parkeingang ist wie ein Eingang in eine neue Welt. Die Stadt außerhalb des Parks ist nicht überfüllt oder ziemlich modern, aber es ist lebhaft, Kinder auf der Straße um 3 und junge Leute mit klammernden Bierflaschen um 8. Im Park wird das Leben angehalten. Der Punkt ist die Natur zu genießen, Sport zu machen oder zu trinken und essen. Ein Buch zu lesen. Musik zu hören.  


Es gibt hier Felder, hohe, dicke Bäume und alte, märchenhafte Strukturen. Ich gehe immer wieder zu denselben Schotterwegen. Ich mag den Hügel, der zum Turm hinaufführt. 


Der Park ist voll meiner Erinnerungen. Im Winter bin ich hier Schlitten gefahren. In der Nacht sitze ich auf dem Feld mit meinen Freunden und wir gehen mit beschwipstem Lachen herum. Ich sitze auf der Bank und lese etwas Neues. Keine Nachrichten von der Welt. Etwas Fröhliches. 


Heute werde ich meinen Lieblingsort besuchen. Der Turm auf dem Hügel! Da kann ich die ganze Stadt sehen. 


Ich laufe auf dem Schotterweg. Langsam den Hügel hinauf. Schweres Atmen. Ziegel, Ziegel, Ziegel. Leer. Wer wird mich heute entführen? 


Jetzt bin ich auf dem Hügel, wo ich einen Bank, der Blick auf das Stadtbild hat. Die Sonne geht unter. Es ist wie ein Kontrast. Hinter mir steht der alte, braune Turm. Märchenhaft. Vor mir, die Stadt, immer noch ziemlich historisch, aber mit einem Kuss der Moderne. 


Bushaltestellen. Dönerladen. Einkaufen, Einkaufen und ich kaufe ein. Techno Musik. Dreckig. Herzschmerz. Leute, die sich gemein benehmen. Aus dem Takt tanzen. Meine hässliche Gemälde. 


Hier auf dem Hügel ist die märchenhafte Unwissenheit. 


Mir ist kalt. Ich bin geliebt. Das wäre alles. Einfach. Warum erschwere ich es? Das ist eine Entscheidung, die ich mache. 


In der Stadt. Meine Freunden, meine Familie, Bücher, Gemälde und Filmen. Meine Uni. Sie sind auch da. Das es auch eine Entscheidung, die ich mache. Ich entscheide mit was und wen ich lieben zu sein. Es ist schrecklich, es ist großartig. 


Ich lebe nicht in einem Märchen. Es gibt viele Schichten des Lebens. 


Ich wähle Komplikation, ich wähle Chaos und ich wähle Wahrheit. 


Einfachheit ist nicht die Wahrheit. Ich laufe widerwillig nach Hause. 


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